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Zahnbewegung und Kräfte


Dieses Thema ist üppig und ich beginne wieder mit ein paar Begriffen, die uns bei unseren Arbeiten begleiten werden. Grundsätzlich unterscheidet man bei der orthodontischen Zahnbewegung zwischen Translation und Rotation

 

 

o Translation umfasst das seitlich parallele Versetzen der Zahnlängsachse,
sowie Bewegungen entlang der Längsachse (Intrusion, Extrusion).

Die Translation ist folglich eine körperliche Bewegung, bei der jeder beliebige Punkt des Zahnes um den gleichen Betrag bewegt wird.

 

o Rotation beschreibt die Drehung des Zahnes um seine Längsachse und die Drehung der Längsachse um ein Rotationszentrum; die resultierende Bewegung daraus ist die Kippung. Sie lässt sich wiederum differenzieren in:

 

o Unkontrollierte Kippung

 

o Kontrollierte Kippung = Kronentorque

 

o Wurzeltorque

 

 

Jetzt fehlt uns noch etwas Druck, um die Bewegung in Schwung zu bringen.
Vielleicht kennen noch nicht alle von euch die:
Biologischen Wirkungsgrade von Kräften nach Schwarz:

 

1. Unterschwellige Kräfte/ nicht zu Zahnbewegung führend (≤0,15N/cm2)
z.B. Lippen-, Zungen-, Wangenkräfte im dynamischen Gleichgewicht

 

2. Optimale Kräfte/ schwache kurzwegige Kräfte
Unterbinden nicht den Kapillarstrom (0,15-0,2 N/cm2)
z.B. orthodontische Schrauben

 

3. Mittelstarke Druckkräfte/ überschreiten den Kapillardruck, klemmen aber das Wurzelhautgewebe nicht vollständig ein (0,2-0,5N/cm2)
Sollten nicht länger als 8-12h einwirken

 

4. Starke Druckkräfte/ teils reparabel, teils irreversible Veränderungen (≥0,5N/cm2)
Arten der Kraftübertragung für die Zahnbewegung:

 

 

Die Kraftübertragung auf die Zähne soll eine gerichtete Bewegung in Gang setzen.
Dafür muss man die angreifende Kraft genau kennen.

 

1. Einpunktkraftangriff:
Eine im rechten Winkel zur Zahnachse angreifende Kraft erzeugt eine Kippung des Zahnes, wobei der Punkt, wo die Kraft ansetzt, darüber entscheidet, wie der Zahn dreht.

 

2. Zweipunktkraftangriff:
Der Zahn kippt über ein Widerlager, wenn z.B. der Labo im inzisalen Kronendrittel aktiviert wird und die Platte im palatinal-zervikalen Kronenbereich anliegt.

 

3. Vielpunktkraftangriff:
Er unterbindet jegliche Eigenbewegung des Zahnes. Der Zahn wird körperlich gefasst und diese Fassung verschoben. Der Zahn muss dieser translatorischen Bewegung folgen (Nur mit Bracket möglich).

 

 

Viel Freude bei der Arbeit wünscht Euer GK-Team
Auszüge:
o Kräftesysteme und parodontale Spannungsverteilung in der ...
d-nb.info/974874191/34 von T Meyendriesch
o Wikipedia
o Kieferorthopädie Schmuth
o Zahntechnik in Frage und Antwort: Fragen zur Anatomie, Prothetik, ...
https://books.google.de/books?isbn=3921280931
rn d hmann, Werner Hielscher - 1994